Grundsätzlich sind mir Monopole ein Gräuel. Nur echter Wettbewerb sorgt dafür, dass Dinge rund laufen, Verschwendung vermieden wird, Kunden eine Auswahl und guten Service erhalten und vor allem die Kosten überwacht werden – weil Unternehmen sonst ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Ein besonders unangenehmes Beispiel für ein Monopol war das Verbot der freien Angebote von Fernbusreisen. Dieses Monopol ist seit Januar 2013 aufgehoben.

Grau ist alle Theorie

Weil ich am Sonntag von Zürich nach München musste und die Zugverbindungen wegen mehrfachen Umsteigens unattraktiv waren, entschied ich mich für eine Busreise. Die Bahn schlug mir auf Ihrer Seite den IC Bus vor, der für 39 € in 3:45 Std. die Strecke bewältigen sollte. Gute Gelegenheit, dachte ich, die neuen Möglichkeiten selbst zu testen.

Ein Preisvergleich im Internet offenbarte jedoch erhebliche Preisunterschiede: Das Gros der Angebote lag zwischen 15 € und 25 €, da war die Bahn mit 39 € der mit Abstand teuerste Anbieter. Die meisten günstigeren Bus brauchten allerdings eine ganze Stunde länger, aber es gab auch ein oder zwei Touren mit gleicher Dauer. Aber sie fuhren zu für mich ungünstigen Zeiten und da ich gelegentlich ohnehin die verschiedenen Anbieter testen wollte, kaufte ich also ein BahnBusTicket.

Reisedetails

Früh buchen ist empfehlenswert, hieß es auf verschiedenen Portalen, die Busse seien oft ausgebucht. Das fand ich allerdings nicht bestätigt, der Bus war nur etwa zu 2/3 besetzt. Schade, dass man nicht einen bestimmten Sitzplatz buchen kann, lediglich die Auswahl von Fenster- oder Gangplatz ist möglich. Es war ein Doppeldecker, doch ärgerlicherweise musste ich unten sitzen, zudem in der letzten Reihe vor der Toilette, worauf ich hätte verzichten können. Versöhnt wurde ich aber durch den freien Nebenplatz, ansonsten wäre es doch beengt geworden.

Die Bahncard führt nicht zu einem Rabatt, doch wie ein Follower auf Twitter bemerkte, ist es ja eine Bahn- und keine Buscard. Naja. Da erwarte ich trotzdem zukünftig ein Bonusangebot für Bahncardkunden, immerhin preist die Bahn ihre Fernbusverbindungen als Bahnergänzungen an und integriert sie in ihre Fahrpläne, aber nicht in ihre Bahncard-Rabattangebote, das ist nicht ganz konsequent und eine City-Option für den ÖPNV an Start- und Zielort gibt es ebensowenig.

Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist aber die Möglichkeit, bei einer Busverspätung ein eventuelles Spar-Anschlussticket mit Zugbindung auch auf anderen Zügen zu nutzen, wenn sich der IC Bus verspätet – das entfällt bei anderen Anbietern, da guckt man in die Röhre.

Das Gepäck, ein großes Stück ist inklusive, checkt man an der Ladeluke ein und bekommt einen Bon, immerhin, denn bei manchen Busreisen wird es ohne Nachweis einfach verstaut und im Verlustfall hat man ein Nachweisproblem.

Schöne Aussicht!

Die Fahrt selbst war klasse, gut gelaunte Busfahrer, sehr freundlich, der Bus nagelneu und topmodern mit Kaffee- und Getränkeautomaten, einer sauberen Toilette, Gruppentische (ist aber nur etwas für Leute, denen Rückwärtsfahren im Bus nichts ausmacht, da gehöre ich nicht dazu), Steckdose an jedem Doppelplatz, funktionierendes und kostenloses WLAN mit ausreichender Geschwindigkeit, kleine Snacks und Getränke zu deutlich günstigeren Preisen als in der Bahn. Die gleiche Apfelsaftschorle, die um Zug über 3 € kostet, gibt es im Bus für 1,50 €

Und, das ist zugegebenermaßen wetter- und streckenabhängig, gab es bei diesem Trip strahlendes Blau und einen sonnenreichen Ausblick von einer Hochstrasse aus über den frühlingshaften Bodensee mit seinen Segelbooten, schneebedeckte Berge auf der anderen Seite und generell eine angenehme Landschaft zu genießen.

Arbeiten im Bus

Naja, das liegt nicht jedem. Es ging so einigermaßen, immerhin konnte ich einige Tweets vorbereiten, aber das Ruckeln macht das Arbeiten auf dem iPad oder Rechner doch mühsam, zumal mir in Kurven auch unwohl wird, deshalb kommt das nur auf der Autobahn in Frage. Dann geht es aber leidlich. Lesen ist  ohnehin nie ein Problem.  Aber so praktisch wie mit dem Einzelsitz in der 1. Klasse des Zugs ist Arbeiten im Bus nicht. Glücklicherweise war keiner der jungdynamischen Telefonmanager mit am Ohr angewachsenem Smartphone und wichtigen Gesprächsinhalten, wovon sich die Anwesenden üblicherweise durch zwangsweises Mithören überzeugen können, anwesend.

Generell würde ich dafür einen Aufschlag zahlen: Für eine Art 1. Klasse Angebot, wie im Zug mit mehr Platz für Einzelreisende. Wenn man tatsächlich auf sehr langen Strecken arbeiten möchte, wäre das sinnvoll. Dann aber oben im Bus, mit inspirierender Weitsicht!

Fazit

Ständig brauche ich das nicht, aber zwischen bestimmten Reisezielen und Umständen kann man schon den Fernbus nutzen. Freiburg – München ist auch so eine Strecke, die von der Bahn nicht direkt bedient werden kann und wer auf’s Geld schauen möchte, ist ohnehin optimal bedient.

Mehr als ein Jahr nach der Freigabe des Fernbusverkehrs zeigt sich jedenfalls, dass das eine gute Entscheidung war. Auch aus Sicht eines Einzelreisenden.